Zu schade für die Müllkippe
Schützen sichern sich Grünsandstein aus Abriss
Werl – Die altehrwürdigen Gebäude an der Wickeder Straße sind Geschichte. Bald wird an gleicher Stelle ein Gebäude mit 19 Wohneinheiten – besonders für pflegebedürftige Menschen – entstehen. Doch zumindest der Grünsandstein, der dort verbaut worden war, wird nicht aus dem Stadtbild verschwinden.
Eigentümer Dr. Hubert Hoff, Westönnens Brudermeister Christoph Zeppenfeld, Jasmin Sacic von der Abrissfirma sowie der ehemalige Landwirt Johannes Tönnies freuten sich über die Aktion zum Erhalt der Grünsandsteine.
Dafür sorgten nun die Schützen der Westönner St.-Sebastianus-Bruderschaft. Stein um Stein hoben Schützenbrüder, Vorstandsmitglieder und die jungen Männer der Avantgarde den Schutt in Richtung Bagger. Von dort wurden die Steine in einen großen Anhänger verladen, der mit einem Traktor Richtung Westönnen gebracht wurde.
Vor einigen Tagen waren die zwei Gebäude an der Wickeder Straße – gegenüber der Kinder- und Jugendhilfe Westuffeln – abgerissen worden. Jahrzehntelang waren sie landwirtschaftlich genutzt worden. Und zwar von Johannes Tönnies, der noch immer nebenan wohnt. „Ein Gebäude wurde 1910 gebaut, die Scheune 1904“, erzählt er. „Mein Urgroßvater Theodor Tönnies und mein Großvater Fritz Tönnies bauten den Hof zusammen auf.“
Seit 1992, als Landwirt Johannes Tönnies seinen Betrieb einstellte, hatte er die Gebäude an verschiedene Firmen vermietet, bevor Dr. Hubert Hoff sie schließlich abkaufte.
Hoff ist Chef des ambulanten Pflegedienstes, der gleich nebenan – im neu umgebauten Haus – seinen Sitz hat. Als Eigentümer stellte er bei der Aktion das neue Konzept für das Gelände vor.
Auf der freigewordenen Fläche soll bald ein Wohnhaus entstehen. Die 19 Wohnungen sollen vor allem für Menschen bereit stehen, die Unterstützung benötigen. Der Pflegedienst werde eine 24-Stunden-Versorgung anbieten, so Hoff. So wird in der Stadt bald eine weitere Form des betreuten Wohnens angeboten.
Doch Dr. Hubert Hoff und Jasmin Sacic von der Abrissfirma waren sich schnell einig, dass der wertvolle Grünsandstein, der wohl damals in Werl selbst gewonnen worden war, nicht einfach verschwinden soll. Sacic stellte deshalb den Kontakt zu den Westönnern Schützen her.
„Die Westönner Schützen engagieren sich in dieser Sache schon jahrzehntelang“, berichtet Brudermeister Christoph Zeppenfeld. „Wir sind sehr dankbar, dass wir den Grünsandstein weiter benutzen dürfen“, so Zeppenfeld. Denn der Stein werde nicht mehr abgebaut, „soll aber auch noch in der Zukunft das Westönner Ortsbild prägen“.
Damit das klappt, kümmert sich nun Fritz Kenter um die Steine. Der Grünsandsteinexperte wird sie behauen und zu Bausätzen sortieren. Und auch die Backsteine, die nach dem Abriss ebenso übrig geblieben sind, hebt er auf. „Die werden für die Fensterlaibung benötigt“, erklärt er.
Wenn bald wieder Renovierungsmaßnahmen an der Westönner Schützenhalle oder anderen Gebäuden und Mauern nötig sind, werden die Steine zum Einsatz kommen. „Alles, was im Ortsbild sichtbar ist, wollen wir dementsprechend erhalten“, erklärt Christoph Zeppenfeld. Die Aktion an der Wickeder Straße sei deshalb „eine große Hilfe“ für die Schützen gewesen, sagt er.
Werler Anzeiger 13.08.18 15:34
© Pia Billecke